Darum gehts
- Explosionen in Teheran und Zentraliran
Netanyahu: Angriffe dauern so lange wie nötig an
- Iran kündigt «entschlossene» Vergeltung an
Trump warnt Israel vor Angriffen auf iranische Atomanlagen
IAEA-Chef: Keine Beweise für Griff Irans nach Atomwaffen
Der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA liegen keine Beweise für einen systematischen Versuch Irans vor, Atomwaffen herzustellen. «Wir hatten keinerlei Beweise für systematische Bemühungen, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi dem US-Sender CNN. Er schloss jedoch nicht aus, dass es versteckte Aktivitäten gegeben haben könnte.
Laut dem jüngsten IAEA-Bericht hatte der Iran zuletzt seine Vorräte von beinahe atomwaffenfähigem Uran stark gesteigert. Teheran bestreitet, mit dem Material Nuklearwaffen bauen zu wollen. Grossi zufolge wurde bei den Angriffen Israels auf Iran die Anreicherungsanlage in Natans am stärksten beschädigt. Die unterirdische Anlage in Fordo sei jedoch kaum beeinträchtigt.
Es gibt bereits seit Anfang des Jahrhunderts Kontroversen darüber, ob der Iran Atomwaffen selbst herstellen will und wie weit fortgeschritten solche Versuche sein könnten. Israels Generalstabschef Ejal Zamir hatte den Beginn der Angriffe mit Blick auf das iranische Atomprogramm damit begründet, «weil die Zeit gekommen ist – wir befinden uns an einem Punkt ohne Umkehr». Israel selbst wird zu den Staaten gezählt, die über Nuklearwaffen verfügen.
Das ist bekannt
Der militärische Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Israel greift seit Freitag gezielt strategische Ziele im Iran an – darunter Atomanlagen und Militäreinrichtungen. Der Iran reagiert mit massiven Raketenangriffen auf israelisches Gebiet.
Die aktuelle Lage im Überblick:
Opferzahlen: Bisher wurden in Israel durch iranische Angriffe mehr als ein Dutzend Menschen getötet. Im Iran starben laut Behörden mindestens 224 Menschen, fast 1300 wurden verletzt.
Angriffe auf iranische Infrastruktur: Israel bombardierte Abschussrampen, Regierungsgebäude, Atomanlagen und Energieinfrastruktur.
Iranische Gegenschläge trafen in Israel bislang vor allem bewohntes Gebiet und zivile Wohngebäude
Zielgerichtete Tötungen: Israel hat Militärs und Nuklearforscher ins Visier genommen. Hier liest du mehr dazu.
Raketenarsenal des Iran im Fokus: Israel bombardierte Dutzende mutmassliche Raketenlager im Westen des Irans. Laut Schätzungen besitzt der Iran noch rund 2000 Boden-Boden-Raketen.
Ziel: Regimewechsel? – Premierminister Benjamin Netanyahu sagte, ein Sturz der iranischen Führung könne «sicherlich das Ergebnis sein». Die iranische Führung sei «sehr schwach».
Internationale Vermittlung? – US-Präsident Donald Trump zeigt sich offen für einen Vermittlungsversuch durch Wladimir Putin. Russland pflegt enge Beziehungen zum Iran.
Hintergrund: So kam es zum Konflikt zwischen Iran und Israel.
Katz: Hauptquartier der iranischen Sicherheitsdienste zerstört
Wie der Israelische Verteidigungsminister Israel Katz bekannt gab, hat die israelische Luftwaffe «jetzt das Hauptquartier der iranischen Sicherheitsdienste zerstört – den wichtigsten Unterdrückungsapparat des iranischen Diktators», schrieb er auf der Plattform X. «Wie versprochen, werden wir weiterhin Symbole der Herrschaft angreifen und das Regime der Ayatollahs überall schwächen», so Katz.
Israel fliegt neue Angriffe auf Ziele in Teheran
Israels Luftwaffe hat eine neue Angriffswelle auf Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran geflogen. Augenzeugen berichteten von mehreren Explosionen im Nordosten der Millionenmetropole und von schwerem Flugabwehrfeuer. Berichte über Opfer oder Schäden gab es zunächst nicht.
In der Nacht hatte Israel am sechsten Kriegstag besonders intensive Angriffe auf Ziele in der Hauptstadt geflogen, die vielen Bewohnern den Schlaf raubten. Anders als in Israel gibt es in Teheran weder Warnsysteme vor Luftangriffen noch Schutzbunker für die Zivilbevölkerung.
Israels Armee: Mehr als 1100 Ziele im Iran angegriffen
Israels Armee hat seit Beginn ihrer Offensive nach eigenen Angaben mehr als 1100 Ziele im Iran attackiert. Die Luftwaffe habe seit Freitag Hunderte Angriffe geflogen, sagte Armeesprecher Effie Defrin. «Wir agieren systematisch, um die nukleare Bedrohung zu neutralisieren.» Defrin fügte hinzu, die Angriffe hätten auch einen «bedeutenden Schaden» an der Infrastruktur ballistischer Raketen angerichtet.
Allein am Morgen hätten rund 25 israelische Kampfjets mehr als 40 militärische Ziele im Westen des Irans angegriffen, darunter Abschussrampen und Lager für Raketen sowie Bedienungsmannschaften, teilte die Armee mit. Auf einem Flughafen bei der Grossstadt Kermanschah seien fünf Kampfhubschrauber vom älteren Typ Bell AH-1 Cobra am Boden zerstört worden.
Der Iran feuert seinerseits täglich mehrere Raketen in Wellen in Richtung Israel ab. In der vergangenen Nacht seien es etwa 30 ballistische Raketen in zwei Salven gewesen, sagte Defrin. Die meisten Geschosse seien abgefangen worden, es habe keine Verletzten gegeben.
Russland rät USA von militärischer Unterstützung Israels ab
Für den Fall einer direkten US-Militärhilfe für Israel warnt Russland vor einer weiteren Destabilisierung der Lage in Nahost. Der russische Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow rät den USA daher davon ab, solche Hilfe zu leisten. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax. Russland stehe sowohl mit Israel als auch mit dem Iran in Kontakt, ergänzte Rjabkow.
Chamenei: Der Iran wird niemals aufgeben
Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hat Aufrufe zur Kapitulation scharf zurückgewiesen und die USA vor einem militärischen Eingreifen in den Konflikt mit Israel gewarnt. Der Iran werde niemals aufgeben und sich keinem Druck beugen, sagte Chamenei am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Er warnte zudem, eine Intervention der USA werde «irreparablen Schaden» verursachen. Der Iran lehne jeden «aufgezwungenen» Krieg oder Frieden strikt ab.
Chamenei ging in seiner Rede auch direkt auf einen Kapitulationsaufruf von US-Präsident Donald Trump vom Vortag ein. «Drohen Sie zuerst denen, die Angst davor haben, bedroht zu werden», sagte er an den US-Präsidenten gerichtet. Der Iran lasse sich in seinem Denken und Handeln «nicht beeinflussen».
Irans Aussenministeriumssprecher Esmail Baghaei warnte gar vor einem grossflächigen Krieg, falls sich ein Drittstaat zu einem militärischen Eingriff entscheiden sollte. Jede ausländische Einmischung wäre eine «Einladung zu einem umfassenden Krieg, der die gesamte Region erfassen und sogar darüber hinausgehen würde», sagte Baghaei zum katarischen Nachrichtensender Al-Dschasira. Zur Möglichkeit von Gesprächen mit den USA sagte er: «Diplomatie endet nie.» Allerdings habe Teheran mittlerweile jegliches Vertrauen in Washington verloren.
Zypern bestätigt Ankunft von US-Militärflugzeugen
Der zyprische Verteidigungsminister Vassilis Palmas hat bestätigt, dass US-amerikanische Militärflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt der zyprischen Stadt Paphos angekommen sind. Es handele sich dabei nicht um Kampfflieger, sondern um Transportflugzeuge, sagte er im Fernsehen.
Zyprische Medien berichteten ausserdem von Tankflugzeugen, die Kampfjets in der Luft betanken können. Um wie viele Maschinen es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt.
Palmas reagierte auch auf die Sorgen der Menschen auf Zypern, die von der Südküste der Insel aus nachts die iranischen Angriffe und die israelische Luftabwehr sehen können – das EU-Land liegt nur rund 250 Kilometer Luftlinie von Israel entfernt. Die Raketen seien zwar deutlich sichtbar, aber weit entfernt, versicherte Palmas. Ausserdem spiele Zypern in dieser Situation eine humanitäre Rolle, das Land stehe ausserhalb des Konflikts.
Teheran will im Falle eines US-Angriffs «hart reagieren»
Der Iran wird «entschieden antworten», sollten die USA an der Seite Israels in einen Krieg gegen die Islamische Republik eintreten. Im Moment denke man an kein anderes Szenario ausser an jenes, sich zu verteidigen, sagte der iranische Uno-Botschafter am Mittwoch in Genf.
Die USA seien mitschuldig, denn ohne sie könne Israel nichts ausrichten, sagte Ali Bahreini vor den bei der Uno in Genf akkreditierten Korrespondenten (ACANU). Der Iran wolle derzeit nichts von Verhandlungen hören. Alle Energie werde darauf verwendet, sich zu verteidigen, betonte der Botschafter. Trotz der Schwächung seiner Verbündeten in der Region ist der Iran nach eigenen Angaben mittelfristig «zuversichtlich bezüglich seines militärischen Potenzials». Man habe sich jahrzehntelang darauf vorbereitet.
Auch eine Klage beim Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag komme nicht infrage, denn: «Die internationalen Organisationen sind nutzlos geworden, vor allem angesichts der Verbrechen Israels», so Bahreini.
«Ein Tornado zieht über Teheran hinweg»
Der israelische Verteidigungsminister befeuert mit einer neuen Äusserung Spekulationen, dass Israel im Krieg gegen den Iran nicht nur auf das Atomprogramm des Landes zielt.
«Symbole der Regierung werden bombardiert und brechen zusammen – von der Rundfunkanstalt bis zu bald weiteren Zielen», schrieb Israel Katz auf der Plattform X. «Ein Tornado zieht über Teheran hinweg. So brechen Diktaturen zusammen.»
Fabriken für Uran-Zentrifugen und Waffen angegriffen
Bei neuerlichen Luftangriffen im Iran hat das israelische Militär eigenen Angaben nach in der Nacht Uran-Zentrifugen und mehrere Waffenfabriken ins Visier genommen. Zum Ausmass der Schäden in der Gegend von Teheran machte die Armee zunächst keine Angaben. Mehr als 50 Kampfjets seien im Einsatz gewesen, hiess es.
Die angegriffene Fertigungsanlage für Zentrifugen in Teheran diente der iranischen Führung nach israelischer Darstellung, den Umfang und die Geschwindigkeit seiner Urananreicherung für die Entwicklung von Atomwaffen auszuweiten. Zu den anderen Angriffszielen gehörte den Angaben nach auch eine Anlage zur Herstellung von Rohstoffen und Komponenten für den Zusammenbau von Boden-Boden-Raketen, die bereits gegen Israel eingesetzt würden. Auch Standorte, die Teile für Boden-Luft-Raketen herstellten, seien ins Visier genommen worden.
Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurden nicht nur eine, sondern zwei Produktionsstandorte für Zentrifugen getroffen. Zusätzlich zu dem Angriff auf die Anlage in Teheran seien in der nahegelegenen Stadt Karadsch zwei Gebäude einer Werkstatt für Zentrifugen-Komponenten zerstört worden, berichtete die IAEA auf der Plattform X. Sie berief sich auf ihr vorliegende Informationen, gab aber die Quelle nicht an.
Irans oberster Führer Chamenei droht Israel
Inmitten der eskalierenden Lage im Nahen Osten droht Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei erneut. «Wir müssen dem zionistischen Terror-Regime eine starke Antwort geben», schrieb er auf der Nachrichtenplattform X. «Wir werden gegenüber den Zionisten keine Gnade walten lassen.»
Zuvor hatten die iranischen Revolutionsgarden – die Elitestreitmacht der Islamischen Republik – in zwei Angriffswellen mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. In israelischen Medien war von etwa 25 Geschossen die Rede. Das israelische Militär griff daraufhin seinerseits Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran an.
Am Dienstag hatte sich US-Präsident Donald Trump mit einer indirekten Drohung an Chamenei gewandt, dem die iranische Verfassung als Staatsoberhaupt in allen strategischen Belangen das letzte Wort gewährt. Er sei ein leichtes Ziel, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social. Vorerst sei Chamenei aber sicher. «Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.»
Israel hat in der Nacht den Iran mit einem «Präventivschlag» angegriffen, so der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (69). In Teheran waren am frühen Morgen Ortszeit Explosionen zu hören. Über der Stadt stiegen Rauchsäulen auf. Auch aus dem Zentraliran wurden israelische Angriffe gemeldet.
In Israel waren im ganzen Land Alarmsirenen zu hören. Verteidigungsminister Katz rief landesweit den Ausnahmezustand aus, in Vorsorge auf erwartete iranische Gegenangriffe. Finanzindizes und Futures weltweit brachen in einer ersten Reaktion auf die israelische Militäroperation ein.
Premierminister Benjamin Netanyahu (75) erklärte in einer 7-minütigen Rede an die Nation, dass Israel die Operation «Aufsteigender Löwe» gestartet habe – eine Militäroperation, «um die iranische Bedrohung für das Überleben Israels zurückzudrängen. Diese Operation», sagte Netanyahu, «wird so viele Tage andauern, wie nötig sind, um diese Bedrohung zu beseitigen.»
Iran droht mit Vergeltung
Der Iran drohte umgehend mit Vergeltung. Das Land werde «entschlossen» auf die israelischen Angriffe am Freitagmorgen reagieren. Das «zionistische Regime» werde «aufgelöst», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna eine Geheimdienstquelle.
Israelischen Medienberichten zufolge gehörte der Stabschef der iranischen Streitkräfte, General Mohammad Bagheri (65), zu den hochrangigen iranischen Regierungsvertretern, die Ziel der israelischen Angriffe waren. Das iranische Staatsfernsehen bestätigte bald den Tod von Hussein Salami (†65), dem Befehlshaber der Iranischen Revolutionsgarde. Später wurde auch der «Märtyrertod» von Bagheri bestätigt.
Israel habe Nuklear- und Militärstandorte im Visier, zitierte die Nachrichtenagentur AP aus israelischen Militärkreisen. Laut Netanyahu habe Israel die iranische Atomanreicherungsanlage in Natanz rund 250 Kilometer südlich von Teheran angegriffen. Unbestätigten Berichten zufolge wurde zudem die Schwerwasserproduktionsanlage im nahen Arak attackiert.
«Erste Phase» abgeschlossen
«Nach dem Präventivschlag des Staates Israel gegen den Iran wird für die unmittelbare Zukunft ein Raketen- und Drohnenangriff gegen den Staat Israel und seine Zivilbevölkerung erwartet», erklärte Verteidigungsminister Katz. Zum ausgerufenen Notstand sagte Katz, er habe «eine besondere Anordnung unterzeichnet, nach der an der Heimatfront im gesamten Staat Israel ein besonderer Ausnahmezustand verhängt wird.»
Dutzende von Kampfflugzeugen hätten «die erste Phase» des Einsatzes abgeschlossen, teilte das israelische Militär auf Telegram mit. Es seien Dutzende von militärischen Zielen, darunter auch nukleare Ziele in verschiedenen Regionen des Iran attackiert worden, hiess es.
Auch in der Nähe des Flughafens von Bagdad in der irakischen Hauptstadt wurden Explosionen gemeldet.
Trump warnte Israel
US-Präsident Donald Trump (78) hatte Israel davor noch dazu aufgefordert, Angriffe auf iranische Atomanlagen angesichts der laufenden Verhandlungen über ein Atomabkommen mit Teheran zu unterlassen. «Wir stehen kurz vor einer ziemlich guten Einigung», sagte Trump am Donnerstag vor Journalisten. Er warnte vor einem «massiven Konflikt» in der Region, falls Israels Regierungschef Netanyahu bereits geäusserte Erwägungen über einen Angriff auf iranische Atomanlagen in die Tat umsetzen würde.
«Ich will nicht, dass sie reingehen, weil ich glaube, es könnte alles vermasseln», sagte Trump und bezog sich dabei auf ein mögliches Abkommen mit Teheran. Ein israelischer Angriff sei nicht ausgeschlossen, sagte der US-Präsident. «Ich möchte nicht sagen, dass er unmittelbar bevorsteht, aber es sieht so aus, als ob es etwas ist, das sehr wohl passieren könnte.»
Washington: Keine US-Beteiligung
Die US-Botschaft in Jerusalem wies «alle US-Regierungsangestellten und ihre Familienangehörigen aufgrund der aktuellen Sicherheitslage an, sich bis auf weiteres in Sicherheit zu bringen», heisst es in einer Sicherheitswarnung auf der Webseite der Botschaft.
Die USA sind Regierungsangaben zufolge nicht an dem israelischen Angriff auf den Iran beteiligt, erklärte US-Aussenminister Marco Rubio (54). Die oberste Priorität der USA sei der Schutz der eigenen Truppen und Einrichtungen in der Region, sagte Rubio – verbunden mit einer Warnung an Teheran, keine US-Ziele anzugreifen.
«Lassen Sie mich deutlich sein», sagte Rubio in einer vom Weissen Haus verbreiteten Pressemitteilung. «Der Iran sollte US-Einrichtungen oder US-Personal nicht angreifen.»